Mythos Tokyo
Jeder Reisende, den ich in Japan getroffen habe, musste mir irgendwann die obligatorische Frage stellen: Warst du schon in Tokyo?
Jeder erzaehlt etwas anderes von Tokyo, jeder bringt ganz andere Empfindungen aus der Stadt mit - aber jeder spricht von ihr. Fuer mich war Tokyo schnell zum Mythos geworden.
Tokyo ist gar nicht so schlimm, wie ich es mir vorgestellt habe. Die Menschenmassen haben bisher nicht die Grenze zur beaengstigenden Groesse ueberschritten. Mit den U-Bahnen komme ich gut klar und an die Geraeuschkulisse habe ich mich mittlerweile ja gewoehnt. Das Tempo ist insgesamt langsamer als auf den grossen Bahnhoefen in Deutschland ... oder in Osaka. (Eine Freundin erzaehlte mir, dass die Osaka-ler bekannt dafuer sind, sich schneller zu bewegen als der Rest von Japan. Von meiner Umsteigeerfahrung in Osaka her kann ich das nur bestaetigen >.<)
Fuer mich ist jetzt Halbzeit. Einen Monat habe ich bereits bewaeltigt. Meine Reiseroute wird jetzt in Richtung Osakaflughafen verlaufen... eine Richtung, die schon irgendwie nach Abschied riecht.
Halbzeit ist auch eine Zeit, da mir die weniger angenehmen Seiten Japans nahe zu gehen beginnen. Hemmungslos oberflaechlicher Konsumismus, das bunte Vergessen in den Spielhoellen, die unsichtbaren Waende, die es verbieten Interesse an Fremden zu zeigen, schliesslich die erschoepften Krawattentraeger... Bedrueckend. Kein Wunder, dass sich hier viele Jugendliche noch mal in ein richtig schrilles, individuelles Outfit werfen, bevor sie die Anzuege anlegen muessen.
Aber ist es in Deutschland so viel besser? Als Beobachter anderer Leute Alltag muss ich mich oft fragen, wie mein eigenes Leben aussehen soll. Wie es aussehen KANN.
Und andererseits habe ich Tokyo doch auch ins Herz geschlossen. Ich liebe Ueno, diese schmalen, ueberfuellten, billigen, bunt blinkenden Strassen. Gelegentlich vergeht mir das Lachen, wenn ich die Leute an den tristen Spieleautomaten zu lange betrachte. Aber insgesamt war dieses eifrige Treiben an der Oberflaeche einfach so verrueckt, dass ich nicht anders konnte als es zu geniessen.
Zudem bekam Tokyos Beton einen hauchduennen menschlichen Anstrich, wenn ich mit japanischen Freunden durch die Strassen zog. Sie brachten mir das abstrakte Tokyo gleich viel naeher. Ueber die mit Elektronik vollgestopften Laeden in Akihabara kann man als Fremder wohl nur unglaeubig den Kopf schuetteln; aber ueber Akihabara als Lieblingsort von meinem japanischen Freund Fukuda-san kann ich laecheln. Seine Freunde sind auch meine Freunde, nicht wahr?
Jetzt kann ich einfach nicht mehr laenger bleiben. Die seltsame Mischung Tokyo ist schwer zu begreifen, wenn man gerade Halbzeit-Gedanken mit sich traegt. Und alles hier erinnert mich daran, dass ich meine Freunde jahrelang nicht mehr wiedersehen werde. Diese eine Woche Tokyo war so zwiespaeltig, dass ich daran schon genug zu kauen habe...
Jeder erzaehlt etwas anderes von Tokyo, jeder bringt ganz andere Empfindungen aus der Stadt mit - aber jeder spricht von ihr. Fuer mich war Tokyo schnell zum Mythos geworden.
Tokyo ist gar nicht so schlimm, wie ich es mir vorgestellt habe. Die Menschenmassen haben bisher nicht die Grenze zur beaengstigenden Groesse ueberschritten. Mit den U-Bahnen komme ich gut klar und an die Geraeuschkulisse habe ich mich mittlerweile ja gewoehnt. Das Tempo ist insgesamt langsamer als auf den grossen Bahnhoefen in Deutschland ... oder in Osaka. (Eine Freundin erzaehlte mir, dass die Osaka-ler bekannt dafuer sind, sich schneller zu bewegen als der Rest von Japan. Von meiner Umsteigeerfahrung in Osaka her kann ich das nur bestaetigen >.<)
Fuer mich ist jetzt Halbzeit. Einen Monat habe ich bereits bewaeltigt. Meine Reiseroute wird jetzt in Richtung Osakaflughafen verlaufen... eine Richtung, die schon irgendwie nach Abschied riecht.
Halbzeit ist auch eine Zeit, da mir die weniger angenehmen Seiten Japans nahe zu gehen beginnen. Hemmungslos oberflaechlicher Konsumismus, das bunte Vergessen in den Spielhoellen, die unsichtbaren Waende, die es verbieten Interesse an Fremden zu zeigen, schliesslich die erschoepften Krawattentraeger... Bedrueckend. Kein Wunder, dass sich hier viele Jugendliche noch mal in ein richtig schrilles, individuelles Outfit werfen, bevor sie die Anzuege anlegen muessen.
Aber ist es in Deutschland so viel besser? Als Beobachter anderer Leute Alltag muss ich mich oft fragen, wie mein eigenes Leben aussehen soll. Wie es aussehen KANN.
Und andererseits habe ich Tokyo doch auch ins Herz geschlossen. Ich liebe Ueno, diese schmalen, ueberfuellten, billigen, bunt blinkenden Strassen. Gelegentlich vergeht mir das Lachen, wenn ich die Leute an den tristen Spieleautomaten zu lange betrachte. Aber insgesamt war dieses eifrige Treiben an der Oberflaeche einfach so verrueckt, dass ich nicht anders konnte als es zu geniessen.
Zudem bekam Tokyos Beton einen hauchduennen menschlichen Anstrich, wenn ich mit japanischen Freunden durch die Strassen zog. Sie brachten mir das abstrakte Tokyo gleich viel naeher. Ueber die mit Elektronik vollgestopften Laeden in Akihabara kann man als Fremder wohl nur unglaeubig den Kopf schuetteln; aber ueber Akihabara als Lieblingsort von meinem japanischen Freund Fukuda-san kann ich laecheln. Seine Freunde sind auch meine Freunde, nicht wahr?
Jetzt kann ich einfach nicht mehr laenger bleiben. Die seltsame Mischung Tokyo ist schwer zu begreifen, wenn man gerade Halbzeit-Gedanken mit sich traegt. Und alles hier erinnert mich daran, dass ich meine Freunde jahrelang nicht mehr wiedersehen werde. Diese eine Woche Tokyo war so zwiespaeltig, dass ich daran schon genug zu kauen habe...
Katido - 29. Aug, 06:57
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